In vielen Naturkosmetik-Produkten sind Palm- oder Palmkernöl enthalten. Fakt ist: Aktuell kommen wir nicht an diesen Rohstoffen vorbei – leider. Es gibt deshalb ernsthafte Anstrengungen, Palmöl nachhaltiger zu machen: Das Zertifizierungssystem RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) und der Zusammenschluss FONAP (Forum Nachhaltiges Palmöl) bilden dafür eine wichtige Basis. Allen voran sind aber wir, die Hersteller, gefragt.
Für Palmöl brennt der Regenwald – mit allen Konsequenzen für Flora und Fauna und den sozialen Bereich der Menschen in diesen Gebieten. Dieser Zustand ist so nicht hinnehmbar, die Produktion von nachhaltigem Palmöl ein wichtiger Ansatz.
Was ist unter nachhaltigem Palmöl zu verstehen?
Der bedeutendste ist der im Wesentlichen von der Industrie getragene RSPO. Hier wird nach bestimmten Kriterien gewonnenes, nachhaltiges Palmöl zertifiziert, und Rodungen werden eingedämmt. RSPO steht für Roundtable on Sustainable Palm Oil, ist ein Zertifizierungssystem und wurde auf Initiative des WWF gegründet. (rspo.org/) Vorrangig gelten diese Kriterien:
- Keine Rodung von besonders schützenswerten Wäldern für neue Plantagen
- Umweltbewusste Produktion
- Respektierung der Rechte der lokalen Bevölkerung
- Respektierung von Arbeitnehmerrechten
Welche Rolle spielt FONAP?
Inzwischen gibt es sogar eine erste Weiterentwicklung dieses Konzepts. FONAP ist ein Zusammenschluss aus Unternehmen, Verbänden und NGOs, der gemeinsam tragfähige Lösungen für die Verbesserung der Praktiken im Palmölsektor erarbeiten will. „Ziel des Forums Nachhaltiges Palmöl ist es, den Anteil von segregiertem (isolierte Produktion und Lieferkette), zertifiziertem Palmöl aus nachhaltiger Produktion im deutschen, österreichischen und Schweizer Markt signifikant zu erhöhen und möglichst schnell 100% zertifiziertes Palmöl für diese Märkte verfügbar zu machen.“ (forumpalmoel.org/de)
Zusätzlich zur Selbstverpflichtung der FONAP-Mitglieder, zur Vernetzung mit anderen europäischen Initiativen und zur Schaffung von Transparenz, setzt sich FONAP für die Verbesserung der Zertifizierungssysteme ein.
Warum wird überhaupt Palmöl in der Naturkosmetik genutzt?
Aktuell kommen wir am Palm- bzw. Palmkernöl nicht vorbei. Es gibt für funktionierende Produkte keine echten Alternativen So lange wir aber Palmöl einsetzen müssen, um die von den KonsumentInnen gewünschten Produkte entwickeln zu können, ist nur nachhaltiges, zertifiziertes Palmöl eine echte Interims-Alternative. Ich persönlich bin auch überzeugt davon, dass die Entwicklung insgesamt noch geraume Zeit benötigen wird, um den aktuellen Status merklich zu verbessern.
Was bedeutet unser Engagement bei FONAP und wie sieht es konkret aus?
Uns bei SPEICK Naturkosmetik geht es hierbei um die ganzheitliche Betrachtung der Sachlage – speziell bei uns im Unternehmen. Wir kümmern uns ja tatsächlich um beide Bereiche (Palmöl-frei bzw. nachhaltiges zertifiziertes Palmöl), und unser Labor setzt alle Hebel in Bewegung, auch im Bereich der Lieferkette. Die Partner werden dann aktiv, wenn es ein erkennbares Abnahmepotential am Markt gibt. Die gute Nachricht: Es ist einiges an Bewegung in die Weiterentwicklung von nachhaltigem, zertifiziertem Palmöl gekommen. Als Mitglied bei FONAP engagieren wir uns für den nachhaltigen Anbau von Ölpalmen und setzen ausschließlich zertifiziertes, nachhaltiges Palmöl ein.
Warum beinhalten die SPEICK-Seifen Palmöl?
Unsere Pflanzenöl-Seifen beinhalten – neben anderen Pflanzenölen – reines Palmöl; seit 2013 ausschließlich RSPO-zertifiziertes Palmöl aus nachhaltigem Anbau. Aufgrund seiner idealen Zusammensetzung für Seifen verwenden wir Palmöl für die Formulierungen unserer Seifen, die wir in klassischer Seifensieder-Tradition ausschließlich aus reinen Pflanzenölen herstellen. Unsere Seifen bieten ganz besonders hautmilde, basische Waschpflege. Sie schäumen sahnig und fein.
Warum verzichten wir nicht grundsätzlich auf Palmöl?
Das Thema Palmöl und die Umweltschäden des konventionellen Anbaus stehen im Fokus der Konsumenten und der Medien. Entscheidend für den Umgang mit dem Thema Palmöl ist der nachhaltige Anbau und nicht der komplette Verzicht. Denn: Nicht das Palmöl an sich stellt das Problem dar, sondern die kurzsichtige Art des Anbaus, die für die fortschreitende Rodung immer weiterer Regenwaldflächen verantwortlich ist – aus ökonomischen Motiven, aufgrund mangelnden Bewusstseins und aufgrund fehlender Steuerung der Regierungen.
Andere Ölpflanzen wie z.B. Soja, Raps oder Kokospalmen erzeugen im konventionellen Anbau ähnliche Probleme. Darüber hinaus ist Palmöl im Grunde ein sehr nachhaltiges Pflanzenöl, da die Ölpalme global eine der ertragreichsten Ölfrüchte ist. Um die entsprechende Menge Öl zu erzielen, benötigt man für den Anbau anderer Ölpflanzen bis zu sieben Mal mehr Fläche.
Die Verwendung 100% RSPO-zertifizierten Palmöls genügt uns jedoch nicht. Seit 2016 sind wir Mitglied bei FONAP und engagieren uns damit – über den verantwortungsvollen Einkauf hinausgehend – für den nachhaltigen Anbau von Ölpalmen. Für bestimmte Produkte verzichten wir sogar ganz auf den Rohstoff Palmöl, auch wenn wir manchmal an die Grenzen des Machbaren stoßen:
Das Problem der Nachfrage am Beispiel unseres Palmöl-freien SPEICK Organic 3.0 Duschgel
Hier lag die Schwierigkeit vorrangig bei der Verpackung. Wir haben nach einer nachhaltigen Lösung als Alternative zum herkömmlichen PE gesucht. Die Nachfrage ist tatsächlich noch so gering, dass es sich für die Partnerlieferanten kaum lohnt, hier tief einzusteigen. Schlimmer noch: Erste Unternehmen sind gar schon wieder ausgestiegen aus diesen Gründen. Ziemlich traurig … Und es spricht vor allem nicht für den ernsthaften Willen, wirklich vorwärts zu kommen im Recycling. Im besten Falle sollte ein Produkt doch in der Gesamtheit kreislauffähig sein! Und wenn nachwachsende Rohstoffe, wie in unserem Fall Zuckerrohr, bereits für die Nahrungskette genutzt werden, bevor sie für unsere Flasche verarbeitet werden, ist das gleich doppelt sinnvoll.
Eure Gudrun
2 Gedanken zu „Palmöl – ein anspruchsvoller Dauerbrenner“