Von Außendienstbetreuung bis Wunscherfüllung: Der Alltag im Vertrieb

Bei der Fahrt auf Autobahnen sind sie Euch vielleicht auch schon untergekommen: LKWs, auf deren Ladefläche man lesen kann „Ohne mich, wären die Regale in Ihrem Supermarkt leer“. Das trifft übrigens nicht nur auf die Logistikbranche zu – auch ohne den Vertrieb würden uns die Waren in den Einkaufsstätten ausgehen. Caterina Graziosa, Vertriebsinnendienst bei Speick Naturkosmetik, erfüllt mit ihrem Team also wichtige Aufgaben. Im Interview verrät sie mehr…

  1. Caterina, welche Aufgaben im Vertrieb hast du genau? Wie lange bist du in der Position und wie bis du dort gelandet?

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Mein Job ist ein Kombi-Job zwischen Marketing und Vertrieb. Von der Betreuung unseres Außendienstes, über die Planung, Organisation und Koordination unserer Naturkosmetik-Referentinnen für die Promotion Einsätze vor Ort, bis hin zur Betreuung des Facheinzelhandels in Deutschland sowie den nicht-deutschsprachigen Export – meine Aufgaben sind sehr vielfältig. Ach – und im Betriebsrat bin ich ganz nebenbei auch noch.

Ursprünglich komme ich allerdings aus einer ganz anderen Ecke. Ich bin ausgebildete Erzieherin und Religionspädagogin der röm.-kath. Religionslehre. In Abendkursen habe ich mir den Fachwirt für Organisation & Führung im Sozialwesen angeeignet sowie den Fachwirt für Marketing & Kommunikation.

Bei letzterer Ausbildung hatte ich mich aus einer Laune heraus bei Speick Naturkosmetik beworben und wurde – auch dank meiner 4-Sprachigkeit –  prompt eingestellt. Das war im September 2002.

 

  1. Wie groß ist dein Team (Innen-/Außendienst)?

 Unser Team besteht im Innendienst aus mir und meiner Kollegin im Kundendienst.

Wir teilen uns ein Büro und arbeiten auch sonst Hand in Hand. Das Telefon klingelt selten durch, jeder Anruf ist wichtig und wird entgegengenommen.

Im Außendienst sind 5 Handelsvertretungen und 5 Naturkosmetik-Referentinnen für uns tätig.

 

  1. Blick in die Glaskugel: Wie weit vor Vertriebsstart wisst Ihr über Neu-Launches/Aktionen Bescheid? Wann geht Ihr damit an die Kunden?

Wenn die Glaskugel klar ist, dann in der Regel 3 Monate vorher. Es gab aber auch schon kurzfristige Aktionen, die von unseren Kunden dennoch angenommen wurden.

 

  1. Renner und Penner: Im Vertrieb bekommt ihr direktes Feedback zu Produkten und seht auch anhand von Verkaufszahlen deren Erfolg unmittelbar. Wie eng ist der Austausch mit Produktmanagement/Labor/Marketing. Wie lange bekommt ein Produkt die „Chance“ sich zu beweisen im Markt?

In der Regel geben wir dem Produkt 1 Jahr, um sich zu beweisen. Sind die Abverkäufe – trotz verstärkter Promotion – nicht wie erwartet, geht es in die 2. Runde Promo. Erst danach wird entschieden, ob das Produkt bleibt oder geht. Aus der Erfahrung der letzten Jahre kann ich sagen, dass ein Produkt, sobald es nicht mehr da ist, verstärkt nachgefragt wird…

  1. Und wie stark bestimmt der Vertrieb das Sortiment mit?

In Anbetracht der Tatsache, dass wir im stetigen Kontakt mit unseren Kunden (Händlern & Endkonsumenten) sind, können wir deren Wünsche und Anregungen weitergeben und das Sortiment – sofern möglich – entsprechend gestalten.  Anregungen sind uns immer willkommen.

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Sortimentsgestaltung: Der Vertrieb bestimmt mit, was in den Regalen steht.

  1. Über den Alltag hinaus: Welche Sonderfälle oder ungewöhnlichen Gespräche sind dir vielleicht schon untergekommen?

Manchmal kommt es vor, dass wir Kunden zurückrufen, weil noch etwas in der Auftragsbearbeitung unklar ist. Dann kann es passieren, dass man am anderen Ende nicht den Kunden selbst, sondern deren Nachwuchs hat. So geschehen nach dem Nikolaus-Tag, als am anderen Ende ein kleiner Junge war, weil dessen Mutter noch am anderen Telefon war. Wir haben uns sehr nett unterhalten und er wollte mir unbedingt was zeigen. „Schau mal, was ich zum Nikolaus bekommen habe.“ Mit einem strahlenden Lächeln. Ich wollte wissen, was es denn wäre und er meinte nur „ich zeig es dir doch, du musst da reinschauen, da wo wir reden.“ Dann habe ich ihn animiert, mir zu erzählen, was man denn damit machen kann…also erzählte er mir von seinem Spielzeug, das sich dann als Feuerwehrauto entpuppte. Auf meine wiederholten Fragen nach seiner Mutter meinte er immer wieder, „ja warte, die steht da“ und erzählte fleißig von seinem Spielzeug. Irgendwann, nach gefühlten 10 Minuten kam dann auch seine Mama und entschuldigte sich für ihren kleinen Sohn. Das war alles in allem ein schönes Gespräch.

Manchmal gibt es aber auch Kunden, die um einiges älter sind als der kleine Junge. Kunden, die sich über ein offenes Ohr freuen und ihren Gedanken freien Lauf lassen.

Alles in allem…es gibt immer wieder schöne, interessante und aufschlussreiche Gespräche.

 

Ein spannender Alltag mit vielen Facetten. Der Vertriebsinnendienst ist praktisch ein Job als Planer, „Wunscherfüller“, Ideengeber und -filter…

 

Sprengstoff & Co: Reklamationen bei Speick

Kein Grund zur Beanstandung. So läuft es im Idealfall, wenn ein zufriedener Kunde auf ein funktionierendes Produkt trifft. Aber manchmal sind wir nicht zu 100% glücklich, was eine Verpackung oder einen Duft betrifft. Vielleicht kommen uns auch erst nach dem Kauf Zweifel oder Fragen zu Inhaltsstoffen. Oder ein Produkt hat schlichtweg einen Transportschaden erlitten. Alle diese Umstände können zu Reklamationen führen. Wie so etwas im Alltag abläuft, welche Konsequenzen Beanstandungen haben und welche kuriosen Anfragen manchmal bei Speick im Labor landen, hat mir Susanne Gans verraten.

Natürlich ist es immer Ziel keine oder zumindest wenige Reklamationen zu haben. Was tut Speick in Sachen Qualitätsmanagement, um möglichst zufriedene Kunden (Händler wie Endverbraucher) zu haben?

Susanne Gans, Laborleitung bei Speick Naturkosmetik:

Alle unsere Produkte verlassen unser Haus nur nach eingehender Kontrolle und in einwandfreiem Zustand. Unser lückenloses Kontrollsystem von der Untersuchung der gelieferten Rohstoffe über die Kontrolle der Herstellung bis zur Endproduktkontrolle mit vielen Freigabeschritten garantiert, dass unsere Waren nur so das Haus verlassen wie wir es wollen.

Bevor wir ein Produkt auf den Markt geben wird es natürlich auch in der Anwendung getestet, bei uns durch einen freiwilligen Probandenkreis. Nur bei einer 90% positiven Bewertung hat das Produkt eine Chance auf den Markt zu kommen. Natürlich lassen wir alle für ein Dossier notwendige Testungen durchführen und einen Sicherheitsbericht von einem Sicherheitsbewerter, der alle Parameter von der Exposition bis zu möglichen Kreuzreaktionen bewertet, erstellen. Um uns darüber hinaus abzusichern, lassen wir von allen unseren neuen Produkten ein allergologisches dermatologisches Gutachten erstellen. Nur wenn das Produkt eine 100% Verträglichkeitsrate bei der Testung beim Allergologen an 30 hautempfindlichen Personen aufweist, ist es nach unserer Überzeugung für den Verkauf geeignet.

Wenn es doch mal „zwickt“: Wie geht Ihr mit Reklamationen um? Von welcher Stelle aus werden sie bearbeitet und sind manchmal mehrere Abteilungen an Bord, um Lösungen zu finden?

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Susanne Gans:

Alle Reklamationen müssen an das Labor gegeben werden. Hier werden sie samt Ergebnissen verwaltet und dokumentiert. Allgemeine Bemerkungen oder Anfragen, wenn jemand irgendetwas nicht gefällt, Qualitätsmängel die das Produkt selbst oder die Verpackung betreffen oder auch Unverträglichkeiten werden ausschließlich vom Labor selbst bearbeitet. Echte Reklamationen werden zudem im Dossier abgelegt. Bei Häufungen muss die Sicherheitsbewertung überdacht werden und wir müssten das Produkt ändern. Das kommt normalerweise Gott sei Dank aber nie vor.

Bei Reklamationen, die die Funktion des Gebindes betreffen, wird auch das Marketing und der Einkauf verständigt. Da aber das Labor sowohl für inhaltliche Mängel als auch für Problemen mit der Verpackung oder bei Unverträglichkeiten verantwortlich ist, bearbeitet das Labor alle eingehenden Reklamationsfälle, da wir diese ja auch speichern. Wir bearbeiten eingehende Reklamationen sofort und antworten innerhalb von 24 Stunden. Wenn eine Fehlersuche länger dauert, oder man die Mithilfe des Kunden benötigt, so bekommt er dennoch innerhalb von 1 Tag eine Rückantwort.

Hand aufs Herz: Wie häufig kommen denn Reklamationen? Dann direkt vom Kunden oder hat eher der Handel Grund für Beanstandungen?

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Susanne Gans:

Vom Handel kommen nur ganz selten Reklamationen. Wenn hier reklamiert wird, dann meistens weil es einen Transportschaden gegeben hat.

Die Kunden kommen in der Regel direkt auf uns zu. Das hat im Laufe der Zeit und mit Einführung des Computers sehr zugenommen. Wir müssen zudem von echten und subjektiven Reklamationen unterscheiden. Also wenn ein Kunde die Duschbadflasche nicht auf bekommt oder findet, dass die Speick Seife nicht gut duftet, so wird das von uns alles aufgenommen, bearbeitet und wir antworten – aber das ist kein Grund, dies im Dossier zu hinterlegen.

Klar sammeln wir auch Reklamationsfälle, wie z.B., wenn ein Pumpspender immer wieder nicht richtig sprüht. Wenn dann einmal 30 Reklamationen zusammen kommen, dann muss hier etwas getan werden. Wir haben z.B. einen neuen Spender getestet und verwenden diesen nun anstelle des alten, da die Herstellerfirma den Fehler nicht finden konnte. Da so etwas nicht von heute auf morgen erledigt ist, können hier natürlich auch mal mehr Reklamationen zusammen kommen.

Wir schauen natürlich auch wenn ein Kunde meint, dass das Duschbad zu flüssig ist oder die Creme zu fest oder etwas anders riecht.

Für uns wichtige Reklamationen sind solche, wenn Personen über eine Unverträglichkeit klagen. Hier kontrollieren wir erst einmal ob der Kunde weiß, ob er auf irgendetwas allergisch reagiert, denn man kann im Grunde auf alles allergisch sein.  Wenn da nichts heraus kommt, dann bitten wir darum, dass der Kunde zum Allergologen geht. Über den Verband der alle Allergiefälle sammelt, dem Informationsbund Dermatologischer Kliniken IVDK, schicken wir dem Allergologen dann die Einzelrohstoffe zur Testung. Das gibt dem Kunden die Sicherheit mögliche Allergene zu meiden und uns eine Vorgabe ob irgendwo ein erhöhtes Allergierisiko besteht. Im Jahr bekommen wir vielleicht 2 – 5 solcher Allergieanfragen. Bislang wurde noch keine Allergie auf eines unserer Produkte von Ärzten nach einem solchen Epikutantest bestätigt. Das liegt sicher daran, dass individuelle Allergien oft auch von der Einnahme von Medikamenten, veränderten Essgewohnheiten oder auch von Stress ausgelöst werden.

Kurioses: An welche Reklamation erinnerst du dich besonders gern – und/oder welche hat dir einen echten Schrecken eingejagt?

Susanne Gans:

Einmal hat ein besorgter Kunde an den Vorstand geschrieben und sich beklagt, dass in unserer Speick Seife ja Glycerin drin wäre und er hielt es für den Sprengstoff den James Bond immer benutzt. Ich habe ihm natürlich geantwortet, dass ich seine Frage an das Sprengstoff Expertenteam weiter geleitet habe und habe ihm dann den Unterschied von Glyzerin und Nitroglyzerin erklärt. Natürlich musste ich einräumen, dass James Bond eine Seife als Wurfwaffe hätte benutzen können, mir das aber nicht bekannt sei. Auf mein Angebot auch weitere seiner Fragen zu entschärfen ist er leider nicht eingegangen.

Einmal reklamierte ein Kunde, dass wir Castor Oil einsetzen und er einer Naturkosmetik Firma nicht zugetraut hätte, radioaktives Ölmaterial einzusetzen. Aber auch hier konnte ich den Kunden beruhigen und ihm erklären dass es sich bei Castor Oil um Rizinusöl handelt.

Erschreckt hat mich ein Kunde der im Achselbereich nach Gebrauch unseres Deo Sticks eine starke Rötung bekommen hat. Gott sei Dank stellte sich allerdings heraus, dass er auf mehrere auf der Verpackung gelistete Inhaltsstoffe allergisch reagierte. Leider haben wir darauf keinen Einfluss, wir versuchen aber, den Kunden mit Rat und Tat zur Seite zu stehen um ein für ihn verträgliches Produkt zu finden.

Vielen Dank, liebe Susanne, für diese Einblicke. Ich finde es ganz toll, dass sich Speick Naturkosmetik selbst bei einem manchmal heiklen Thema wie dem Management von Reklamationen so in die Karten schauen lässt. So eine Art der Abwicklung wünscht man sich doch als Kunde! Und schön, dass auch bei Beanstandungen manchmal einen Grund zum Schmunzeln gibt…

Meine liebste Reklamation habe ich als Auszubildende im Kundendienst eines bekannten Hausgeräteherstellers erlebt. Auf die Frage der Mitarbeiterin am Telefon, wie das defekte Gerät sich denn anhöre, antwortete die Kundin: „Na das klingt, wie wenn meine Oma im Kühlschrank sitzt und schnarcht…“

In diesem Sinne wünsche ich Euch immer positive Erlebnisse mit Euren Einkäufen,

Eure Jenny

(Fotos: pixabay)