Alkohol: mit oder ohne?

Ein gutes Glas Wein oder ein heißer Amaretto können verlockend sein – ansonsten könnte ich gut und gern auf Alkohol verzichten. Zumindest bei den Drinks…

In Sachen Kosmetik gehe ich dem Rohstoff hingegen nicht aus dem Weg, schließlich bringt er nützliche Eigenschaften mit. Trotzdem gibt es viele Vorurteile gegenüber Alkohol und auch im Tiegel ist er nicht jedermanns Sache. Zeit für eine Gegenüberstellung.

Alkohol trocknet aus – immer?

Das wohl häufigste Vorurteil gegenüber Hochprozentigem. Ist da was dran? Leider ja… Sensibelchen mit einem sehr trockenen, empfindlichen Teint sollten Alkohol wegen seiner Fettlösekraft tatsächlich nur in Maßen an ihre Haut lassen. Aber: Es kommt immer auf die Art der Verwendung an. Bei Cremes oder Bodylotions verfliegt ein Großteil des Alkohols bereits beim Auftragen – ohne von der Haut aufgenommen zu werden. Chemische Konservierungsmittel hingegen, setzten ihre bakterizide Wirkung auf der Haut fort – ein NoGo, wenn man die natürliche Barrierefunktion bewahren will. Synthetische Haltbarmacher wie Parabene dringen zudem in den Körper ein und wirken dort wie Hormone. Risiken, die mit Alkohol konservierte Kosmetik nicht birgt.

Bei Tonics, Gesichtswässern und After Shaves hingegen, sollten Mimosen ein wenig Acht geben: Sie enthalten einen höheren Anteil Alkohol und können bei empfindlicher Haut zu viel Talg entfernen. Hier bleibt ja immernoch die Wahl, auf Produkte ohne den Rohstoff zu setzen.

Nicht nur für sensible Haut: Bei der Reinigung ist der Verzicht auf Alkohol oftmals besser.

Alkohol konserviert und ist Duftstoffträger

Wo wir vorhin schon beim Thema Konservierung waren, kommen wir gleich zu einem großen Vorteil des Rohstoffes: Es gibt neben Alkohol kaum eine natürliche Substanz, die so wirksam gegen Bakterien ist. Kein Wunder, dass er so häufig in Naturkosmetik steckt. Schon eine Konzentration von um die 10 Prozent schützt cremige Rezepturen zuverlässig vor dem Verderb. (Wegen ihres hohen Wasseranteils sind diese nämlich deutlich keimanfälliger als Öle). In Deos hält Alkohol außerdem Bakterien in Schach, die für Geruchsbildung verantwortlich sind. In Tonics und Rasierwässern verhindert er die Entstehung von Entzündungen. Nicht zuletzt brauchen Düfte eine Basis aus Alkohol: Erst wenn er auf der Haut verdunstet, werden die fein schnuppernden Moleküle freigesetzt.

In Deodorants hat Alkohol definitiv seine Daseinsberechtigung. Aber auch hier geht es ohne.

Bio oder nicht?

Gerade bei Naturkosmetik erscheint eine Frage spannend: Ist Bio-Alkohol eigentlich besser als konventioneller? Ja! Es gibt nämlich deutliche Qualitätsunterschiede: Alkohol, der zum Trinken geeignet ist, ist verhältnismäßig teuer. Konventionelle Kosmetikhersteller setzen deshalb in vielen Fällen eine vergällte Variante ein, die durch den Zusatz von Phthalaten ungenießbar gemacht wurde. Das ist deutlich günstiger – aber auch gefährlich:  Die chemischen Weichmacher sind sowohl fett- als auch wasserlöslich. Werden sie über die Haut aufgenommen, gelangen ins Blut und können bei häufigem Kontakt krankmachen.

In grüner Pflege sind Phthalate hingegen tabu. Stattdessen wird Bio-Alkohol verwendet, der oftmals Lebensmittelqualität hat. Falls er doch vergällt wird, geschieht dies durch den Zusatz ätherischer Öle. Das verlängert einerseits die Haltbarkeit und verleiht obendrein einen wunderbaren Duft.

Arbeit im Untergrund

Auch wenn man dieses Einsatzgebiet oft gar nicht im Kopf hat, wirkt Alkohol oft schon vor der eigentlichen Herstellung an der Entstehung von Rezepturen mit: Er ist nämlich ein exzellenter Helfer bei der Extraktion von naturkosmetischen Rohstoffen: Da er sehr gut Fett lösen kann, eignet er sich perfekt, um Pflanzen wasserunlösliche Wirkstoffe zu entlocken. Der Undercover-Einsatz erfolgt meist mit der Herstellung eines wässrig-alkoholischen Auszugs. Ohne ihn bliebe uns so manch pflanzlicher Schatz schlichtweg verborgen…

Es gibt eben Dinge, die deutlich besser sind, als ihr Ruf…

Eure Jenny

Jenny

Seit mittlerweile 15 Jahren beschäftigt sich Jenny beruflich umfassend mit Bio-Beauty, Produkten, Trends, und Rohstoffen – und damit all diese Dinge in Worte zu fassen. Sie selbst in drei Worten: naturverliebt, faktenhungrig und facettenreich.