Egal ob bei der Haarpflege, beim Duschgel oder der klassischen Handseife: Ohne Schaum geht gar nichts! Zumindest sagt uns das die Gewohnheit. Denn obwohl für einen gründlichen Reinigungseffekt keine Unmengen der wolkenartigen Textur von Nöten sind, möchten viele Verbraucher nicht darauf verzichten. Über eine Sache sollten wir uns im Klaren sein: Schaum ist nicht gleich Schaum. Tenside, können sowohl aus Naturzutaten, als auch aus Chemie hergestellt werden. Und das ist keine so saubere Sache…
Was sind eigentlich Tenside – und was die Unterschiede?
Zunächst zur Grundfunktion der überschäumenden Gesellen: Tenside fungieren als Schaumbildner und lösen was Wasser allein nicht schafft: Sie beseitigen zuverlässig Talg, Schmutz und Schweiß. Das funktioniert dank zweier unterschiedlicher Molekülenden: Eine Seite ist wasserliebend, die andere bindet Fett.
Konventionelle Produkte, arbeiten beispielsweise mit Polyethylenglykolen (PEGs) und ihren Verwandten, zu denen unter anderem Sodium Laureth Sulfat gehört. Ihre Waschkraft ist enorm, das muss man ihnen lassen. Aber leider ist diese gleich so stark, dass sie die Hornschicht aufquellen lassen und mehr Talg von unserer Hautoberfläche entfernen, als gut ist. Es kommt zum Auswaschungseffekt, die Haut verliert ihre natürliche Barrierefunktion, trocknet zunehmend aus und wird durchlässiger für Schadstoffe. Das braucht wirklich niemand
Zum Glück gibt es deutlich mildere Alternativen: In Naturkosmetik wirken Reinigungssubstanzen, die zum Beispiel aus Zucker oder Kokosfett hergestellt werden. Diese Tenside sind sanft zur Haut und belasten auch unser Wasser nicht. Sie haben lediglich den Ruf weniger Schaum zu bilden als ihre chemischen Verwandten. Aber selbst das ist eine Frage der Rezeptur. Darüber habe ich mit Alice Geiger aus dem Speick-Labor gesprochen:
Welche Tenside kommen bei Speick zum Einsatz und warum?
„Die Auswahl der Tenside, die in der Naturkosmetik zugelassen sind, ist sehr begrenzt. Zudem sollen die Tenside viele Ansprüche erfüllen. Sie müssen natürlich sein, sollen eine hohe Reinigungskraft sowie ein gutes Schaumbildungsvermögen besitzen, sie sollen besonders hautmild sein und natürlich sehr gut biologisch abbaubar. Aus diesem Grund setzen wir in unseren Duschbädern und Shampoos eine Kombination aus einem Kokostensid (Kokossulfat), einem Alkylpolyglucosid (Zuckertensid) und einem Acylglutamat ein.
Kokossulfate besitzen aufgrund ihrer anionischen Ladung, welche die Schmutzabstoßung beim Waschvorgang begünstigt, eine sehr gute Reinigungskraft und ein sehr gutes Schaumbildungsvermögen. In Kombination mit einem nichtionischen APG (Alkylpolyglucosid), welches sich durch seine sehr gute Hautverträglichkeit und biologische Abbaubarkeit auszeichnet, gelingt es die Vorteile der beiden Tensidfamilien zu kombinieren.
Zusätzlich verwenden wir ein Acylglutamat. Diese gelten unter den waschaktiven Anionentensiden als die mildesten und hautfreundlichsten. Sie besitzen den Vorteil, dass sie in Tensidmischungen aufgrund ihrer eigenen Affinität zum Haut- und Haarkeratin verhindern, dass diese auf die Haut anhaften und dadurch die Haut austrocknen oder irritieren. Gleichzeitig bewirken sie ein weiches und gepflegtes Hautgefühl“, verrät Alice.
Letztere finde ich besonders spanndend, denn was Sahne, Milchschaum und Eischnee vormachen, kopieren die Acylglutamate, oder „waschaktiven Aminosäuren“ quasi: Proteine und Fett bilden beim Aufschlagen nämlich mikrofeine Kügelchen, die entstehende Luftbläschen umschließen. Das Ergebnis: fein-cremiger Schaum wie aus dem Bilderbuch – und das zu 100 Prozent natürlich!
„Wir setzen Acylglutamate aufgrund dieser positiven Eigenschaften in allen unseren zertifizierten Duschbädern und Shampoos ein. Sie sind aufgrund ihrer Aminosäurestruktur nicht nur besonders mild zur Haut, durch die Affinität zum Haarkeratin wird auch die Nasskämmbarkeit der Haare verbessert.
Ein weiterer Vorteil ist die sehr gute biologische Abbaubarkeit des Tensides sowie die Eigenschaft, den sehr feinen und kleinblasigen Schaum zu bilden.“
Alice und ihre Kolleginnen aus dem Speick-Labor verstehen eben genau, was einem guten Produkt buchstäblich das Schaumkrönchen aufsetzt und es perfekt macht. Das Team ist sogar noch einen Schritt weitergegangen:
Das Optimum in Sachen Nachhaltigkeit und Tenside: Das Organic 3.0 Duschgel
„In unserem neuen Duschgel Speick Organic 3.0, welches auf einem minimalistischen und nachhaltigen Konzept beruht, verwenden wir palmölfreies Acylglutamat (Disodium/Sodium Cocoyl Glutamate) als alleinigen Waschrohstoff. Der Waschrohstoff wird hierbei aus Kokosöl und Weizen gewonnen“, verrät Alice den neuesten Coup.
Und was ist die traditionellste Schaum-Version bei Speick?
„Pflanzenölseifen sind sozusagen die älteste Form von Tensiden. Wir stellen unsere Pflanzenölseifen heute noch traditionell durch die Verseifung von Lauge mit wertvollen Pflanzenölen her. Bei der Verseifung mit Natronlauge entstehen feste Seifenstücke, die einen pH-Wert im alkalischen Bereich besitzen. Im Gegensatz hierzu liegt der pH-Wert unserer flüssigen Formulierungen im pH hautneutralen Bereich“, so Alice.
Die Jubiläumsedition der legendären Speick-Seife (Foto: Ida König)
Ganz schön kompliziert klingt das für mich als Laien – vor allem das mit den unterschiedlichen Ladungen. Macht es denn für mich in der Anwendung einen Unterschied, welche Ladung „mein“ Tensid hat und welchen pH-Wert? Oder kann ich meine Lieblings-Speick-Seife eigentlich für alles verwenden?
Dazu holt Alice noch ein wenig aus: „Seifen sind Salze der einzelnen Fettsäuren. Sie liegen in wässriger Lösung als negativ geladene Fettsäureteilchen (Seifenanionen) vor, so dass Seifen zu den anionischen Tensiden gehört. Vorsicht gilt bei stark kalkhaltigem Wasser. Hier können die Seifenanionen zusammen mit den Calcium- (bzw. Magnesium) Ionen des Wassers unlösliche Kalkseifen bilden, die ein stumpfes Gefühl auf Haut und Haar hinterlassen. Leider sind Seifen aufgrund ihres basisches pH-Wertes zur Haarwäsche ungeeignet. Durch den hohen pH-Wert öffnet sich die Schuppenschicht, das Haar quillt auf, lässt sich schlecht kämmen und ist nicht mehr vor Austrocknung und negativen Umwelteinflüssen geschützt.
Ansonsten ist echte Seife eine tolle Alternative zu allen flüssigen Zubereitungen. Sie ist nicht nur äußerst sparsam in der Anwendung, sie kommt auch mit wenig Verpackung aus und gilt als das am leichtesten abbaubare Tensid.“
Ein paar Einschränkungen sollte man also machen. Für alle schäumenden Naturkosmetikprodukte gilt außerdem: Immer gut mit viel Wasser aufschäumen, dann wird es auch richtig fluffig. Wie bei konventionellen Schaumschlägern gilt laut Alice aber auch hier:
„Im Anschluss zur Körper- oder Haarwäsche immer gründlich mit viel Wasser nachspülen, damit keine Produktreste auf der Haut oder im Haar verbleiben.“
Jetzt habe ich richtig Lust auf ein ausgiebiges Schaumbad. Mal sehen, welches Stück Seifenglück heute mit darf…